Freitag, 6. Dezember 2013

Facility Manager

Es ist ein bitterernster aussichtsreicher zukunftsorientierter Beruf des 21. Jahrhunderts: der Facility Manager.
Studienvoraussetzung: Abitur (zum Glück ohne numerus clausus)
Regelstudienzeit: 6 Semester
Abschluss: Bachelor of Science
Anfangsgehalt: noch keine Erfahrungswerte

Vielleicht gehöre ich zu den Dinosauriern, die als eine ausgestorbene Gattung nur noch aus historischen Gründen zu existieren vermag. Es gab seit langem keine Telefonistin mehr, sondern nur noch Call Center Agent, kein Sachbearbeiter sondern Referent, kein Türvorsteher sondern Doorman, kein Supermarktaufpasser sondern Shopguard und kein Hausmeister sondern FACILITY MANAGER.

Als ich klein war, haben meine Eltern versucht, mich zu einem objektiv denkenden Mensch zu erziehen und immer wieder zu mir gesagt: Es gibt keine schlechte oder gute Berufe. 
Und der Satz, der danach folgte, lautete: Du musst fleißig lernen, sonst kannst du später nur Müllmann werden.

Ich muss zugeben, Müllmann war nie mein Traumberuf, weil man sehr früh aufstehen muss, auch im Winter. Ansonsten war mir ziemlich egal, was ich später werden sollte, daher war ich auch nicht besonders fleißig in der Schule. Aber an Facility Manager habe ich nie gedacht. Bis unsere Tochter gestern Abend strahlend von der Pflichtveranstaltung ihrer Schule bzgl. Berufsorientierung zurückkam, die eine Art Werbekampagne für den in 3 Jahren zu besetzenden Posten des Hausmeisters in ihrer Schule sich ausartete. 


Selbst als Dinosaurier weiß ich, dass Manager eine schwer zu erkämpfende Position im Berufsleben ist. Als Manager jettet man um die Welt, trinkt Champagner und verspeist Kaviar mit Blinis. Als Manager bekommt man Magenkrämpfe (nicht wegen den Blinis) und Burnout-Syndrom. 

Nicht der Facility Manager. 
Der müsste etwas Besonderes sein, dass unsere Tochter so von ihm schwärmte und mich aus ihrem Zimmer auswies, als ich es wagte, laut und mit herablassendem Ton das Profil des Facility Managers aus dem Prospekt einer Hochschule für Wirtschaftsingenieurwesen vorlas: als Experte für die effiziente Nutzung und Bewirtschaftung von Gebäuden und Anlagen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn unsere Tochter die Türe in unserem Haus nicht zuknallt und das Licht in ihrem Zimmer ausknipst, wenn sie dort nicht verweilt, um eine effiziente Nutzung und Bewirtschaftung von Gebäude und Anlage, nämlich unser Daheim, herbeizuführen. Dann ist der Weg zum Facility Manager nicht mehr weit.

Zwar kann man mit dem ersparten Geld aus der daraus folgend reduzierten Stromrechnung und aus dem ersparten Geld für neue Türklinke nicht um die Welt jetten, aber bestimmt eine Flasche Grande Cuvée Rosé trinken und das schöne Leben geniessen.
Als Nicht-Facility-Manager.




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